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Für mich sind das alles Helden

Ruderting, den 27. 10. 2016

„Für mich sind das alles Helden“

Stadtwiki-Tage: Fachtagung deutschsprachiger Regiowikis findet in Passau statt

 

„Das geht doch nicht! So viel privates und ehrenamtliches Engagement muss doch irgendwie von der Gesellschaft bezahlt oder mindestens gewürdigt werden!“ Eva Maria Öttl aus Ruderting ist fassungslos. Nach zwei Tagen Fachvorträgen von hoch engagierten Stadt- und Regiowiki-Betreibern, Autoren und Experten während der Stadtwiki-Tage 2016 in Passau wird der pensionierten Lehrerin und Buchautorin erst so richtig klar, dass regionale Wissensplattformen im Internet zwar von aller Welt völlig selbstverständlich genutzt werden, aber alleine dem persönlichen Engagement weniger Einzelpersonen zu verdanken ist.
Für den aus Karlsruhe angereisten Wissenschaftler Matthias Frank, der über die Nützlichkeit der frei zugänglichen Software Semantic MediaWiki für Stadt- und Regiowikis referierte, sind alle Verantwortlichen von Regiowikis Helden schlechthin. Gut 20 dieser „Helden“ von deutschsprachigen Stadt- und Regiowikis haben sich letztes Wochenende in Passau zu den Stadtwiki-Tagen 2016 getroffen. Eingeladen hatte dazu nach Kassel (2010) und dem Rheinland-Pfälzischen Ahrweiler (2012) nun erstmals in Passau der RegioWiki Bayern e.V., Förderverein des RegioWikis für Niederbayern & Altötting. Tagungsort war die Kommunale Medienzentrale Passau, mit Stadtarchivar Richard Schaffner als Gastgeber, der ebenso wie Öttl Mitglied des RegioWiki Bayern e.V. ist und aktiver „Held“ wann immer es um die Archivierung und Sicherung historischer Daten und Artefakte geht.
Das Fazit nach zwei Tagen intensiven Austauschs von Wissen und Erfahrungen innerhalb der Vortragsreihen und Fachdiskussionen sowie während der gemeinsamen informellen Abende: Stadt- und Regiowikis sind unersetzlich als lokale Lexika für die Regionen – die jeweiligen Abrufzahlen und die vielfache positive Resonanz belegt das für alle Wikis. Alle anwesenden Regiowiki-Betreiber stellten aber übereinstimmend fest, wie schwer es ist, aktive Autoren für die Mitarbeit bei regionalen Wikis zu gewinnen. Mehr als maximal ein Dutzend aktiver Mitarbeiter konnte kein Wiki vermelden. Desto wichtiger ist der Wissens‐ und Erfahrungsaustausch sowie das Kennenlernen und Netzwerken der Regiowikis untereinander. In den Fachvorträgen ging es daher um ganz handfeste Hilfestellungen.
So berichtete Ralph Stenzel vom FürthWiki über Fallstricke bei Bildrechten und wie man sich bei Abmahnungen von entsprechend spezialisierten Kanzleien am besten verhält, um hohe Kosten abzuwehren. Karsten Hoffmeyer aus Berlin erläuterte die Vorteile des strukturierten Erfassens von Daten anhand von Formularen für Wiki-Autoren und Wiki-Betreiber. Darauf aufbauend stellte Matthias Frank die Vorteile des Einsatzes der freien Software Semantic MediaWiki in lokalen Wikis dar: Eine beliebige Wiederverwertung von Daten ohne jeweilige händische Eingabe erschließt Wikis ganz neue Informationswege und auch Darstellungsformen. Die nun einheitlich und konsistent erfassten Daten seien auch visuell in Graphen und interaktiven Karten gut darstellbar. Der Nutzen für User und Betreiber liegt auf der Hand, ebenso wie das Einbinden von Audiodateien, wie Sebastian Wallroth aus Berlin im Vortrag über das Podcasten mit einfachen Mitteln am Beispiel WikiStammtisch vorstellte.
Eine erhebliche Aufwertung erfährt ein Regiowiki auch durch die Einbindung von OpenStreetMap (OSM) – also dem „Wikipedia der Karten“. Die Passauer Peter Barth und Tobias Knerr stellten OSM und ihre Aktivitäten in Passau vor, wo sich die Aktiven monatlich treffen. Die Datenbank von OSM füllt sich ebenso wie ein Regiowiki durch aktive ehrenamtliche Mitarbeiter – also weitere „Helden“, die ihre Freizeit darauf verwenden, Daten und Fakten ehrenamtlich zu erfassen und öffentlich zugänglich zu machen. Genutzt werden können die Daten wiederum von allen – jederzeit, überall und kostenfrei. So nutzt beispielsweise die Landshuter Feuerwehr OSM, weil dort die Informationen über die Feuerhydranten besser sind als die eigenen Daten, wie Barth lachend erzählt. Man könnte fast sagen „Helden“ helfen Helden! io 
 

 

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