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Gespenstische Szenen an der Ilz

Ruderting, den 06. 06. 2017

Gespenstische Szenen an der Ilz

Am Ufer der Ilz bei Kalteneck bietet sich Wanderern ein bizarres, unheimliches Bild, welches gerade in der Dämmerung an Szenen aus einem Gruselfilm erinnert: Kahle, scheinbar tote Bäume und Sträucher, komplett eingehüllt in einen weißen Umhang aus Spinnwebe.

Mehrere Anfragen haben Förster Wolfgang Mantel vom Forstrevier Passau bereits erreicht; darunter die Sorge, der wegen seiner Hautallergie auslösenden Raupen gefürchtete Eichenprozessionsspinner könnte der Übeltäter sein, der v.a. in Unterfranken vorkommt.

Förster Mantel kann jedoch Entwarnung geben. Bei näherem Hinschauen ist die Ursache leicht erkennbar: die Raupen der Gespinstmotte, einer Falterart, haben die Bäume eingewickelt und kahlgefressen. Sie sind ca. 2 cm lang, weiß mit schwarzen Punkten.

Der Falter legt im Juli/August seine Eier an der Rinde in der Nähe von Knospen ab, aus denen 1mm kleine Raupen schlüpfen und überwintern. Im Mai des darauffolgenden Jahres entwickeln sich die Larven weiter und beginnen in den Knospen zu fressen. Dann bilden sie erste kleine Gespinste. Die intensivste Fressphase beginnt ab Juni, die zu dem oben erwähnten Kahlfraß führt. Ende Juni verpuppen sich die Larven, bis dann Ende Juli aus den Puppen die neuen Falter schlüpfen und der Kreislauf neu beginnt.

Nachdem die Raupen keine Brennhaare besitzen, sind sie für den Menschen ungefährlich. Auch die befallenen Bäume und Sträucher überstehen den Kahlfraß. Sie treiben i.d.R. im Laufe des Sommers wieder neu aus. Die Motten sind in der Forstwirtschaft also harmlos, in Parkanlagen eher ein ästhetisches Problem. Im Obstbau kann es bei langanhaltendem Befall zu einem Rückgang oder Ausbleiben des Fruchtbehanges kommen

Eine Massenvermehrung wird durch heiße und trockene Sommer begünstigt, sie dauert jedoch in der Regel nur ein bis mehrere Jahre und bricht dann wieder zusammen.

Sechs der neun in Europa vorkommenden Gespinstmottenarten haben sich auf eine Baum- oder Strauchart spezialisiert: eine Art befällt Traubenkirsche, eine andere Weiden, die nächste hat sich an Obstbäume angepasst. Das Pfaffenhütchen hat sogar gleich drei Mottenarten als ungebetene Gäste.