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Vielfältig, ökologisch und gut

Ruderting, den 17. 11. 2017

Vielfältig, ökologisch und gut PNP-Bericht vom 17.11.2017

Biobauer Markus Bogner zeigt beim BürgerEnergieStammtisch seine Visionen auf

 

Theresia Wildfeuer. Kleinbäuerliche, ökologische Landwirtschaft mit Permakultur, Vielfalt und direkter Kontakt zu den Verbrauchern: Das sind die Visionen von Biobauer Markus Bogner (42) vom „Boarhof“ am Tegernsee für eine Welt ohne Hunger und Ausbeutung. Beim BürgerEnergieStammtisch (BESt) Sittenberg im Gasthaus Billinger schilderte er unter dem Motto „Selbst denken, selbst machen, selbst versorgen“ vor 90 Zuhörern, wie eine Landwirtschaftswende gelingt.

Bogner sei Bauer aus Leidenschaft. Viele Landwirte wollten dagegen immer größer werden, sagte Johannes Schmidt, Kreischef der Katholischen Landvolkbewegung (KLB), die den Stammtisch mit KEB, Bund Naturschutz, Fachlexika-Service Käser, Energievision Pauli und den Klimaschutzbeauftragten Peter Ranzinger und Matthias Obermeier trägt.

 

Biolandwirtschaft kann das Hungerproblem lösen“

 

„Selbst für sich zu sorgen und das Leben in die Hand zu nehmen“, lautete das Credo von Bogner. Das gelingt ihm auf seinem gepachteten zehn Hektar großen Hof, auch wenn man in der Landwirtschaftsschule lerne, dass dies viel zu klein ist. Er bewirtschaftet ihn seit fünf Jahren im Vollerwerb und kann „sehr gut davon leben“, weil er sich auf seinem Hof auf Vielfalt spezialisiert, auf 175 Gewächse und zehn Tierarten. Die Produkte setzt er mit höchstmöglicher Wertschöpfung an die Endverbraucher ab, die in seinen Hofladen oder sein Hofcafé kommen.

„Kann Biolandwirtschaft, die weniger statt mehr produziert, das weltweite Hungerproblem lösen?“, fragte der durch das Fernsehen bekannt gewordene Biobauer und gab die Antwort: Ja, denn die Industrienationen investierten in die Produktion einer Kalorie sieben Kalorien – vorwiegend auf fossiler Basis. „Würde die Landwirtschaft weltweit nach dem Prinzip des bäuerlichen Hausgartens produzieren, könnte man acht Milliarden Menschen ernähren und hätte eine bodenaufbauende Wirtschaftsform.“

Bogner weiß dabei die Autoren des Weltagrarberichts 2008 hinter sich, die wissen wollten, wie man die Welt ernähren könne, ohne sie zu zerstören. Die Wissenschaftler empfahlen auf Kleinbauern zu setzen. Doch dies wolle man in der großen Politik nicht hören. Kein Wunder, fand Bogner, denn der Hunger werde gebraucht, um das auf Wachstum fußende Wirtschaftssystem aufrechtzuerhalten.

Bogner zeigte auf, dass man auf 2000 Quadratmeter fruchtbaren Boden alles produzieren könne, was man zum Leben braucht – vom Weizen bis zum Kautschuk für die Autoreifen. Theoretisch könne jeder Mensch auf der Erde diese Fläche haben. Doch die Nachfrage in der westlichen Welt sei so groß, dass die Menschen sechs Äcker brauchen. Zwei Felder würden für den Müll benötigt, etwa für weggeworfene Lebensmittel. Weltweit verrotteten 150 Millionen Tonnen Getreide und Reis allein aufgrund von Fehlspekulationen an der Börse. Dies seien 180 Kilogramm für jeden hungernden Menschen.

 

Nächster Stammtisch am 9. Januar

 

Bogners Lösung ist Permakultur, ein Konzept, das sich an der Schaffung dauerhaft funktionierender und naturnaher Kreisläufe orientiert. Er gestalte sein Leben so, dass die drei Pfeiler des „Nachhaltigkeitsdreiecks“, das Ökologische, Ökonomische und Soziale, ausgeglichen sind. Er rief die Zuhörer auf, Kontakt zu den Bauern zu suchen und sich als Verbraucher zusammenzuschließen, um faire Preise zu ermöglichen.

Reinhard Hofmann vom BBV bezeichnete es als Glücksfall, dass Bogner durch Direktvermarktung von zehn Hektar leben kann. Er könne mit der Verarbeitung der Produkte höhere Preise generieren, sagte Bogner. Er verkaufe nicht Äpfel, sondern Apfelkuchen. Josef Pauli vom Stammtisch-Team formulierte als Lösung für die Region, Genossenschaften zu gründen und in den Gemeinden Regionalmärkte auf Genossenschaftsbasis zu eröffnen.

Der BürgerEnergieStammtisch trifft sich am 9. Januar wieder zum Thema „Messstellenbetriebsgesetz“, das zum Jahreswechsel in Kraft tritt. In der Fastenzeit sei eine Broschüre mit Denkanstößen zu Klimaschutz und Klimagerechtigkeit geplant, kündigte Johannes Schmidt an. Eine Ausstellung unter dem Titel „Klimafaktor Mensch“ und eine Studienfahrt zu Bauer Bogner an den Tegernsee im Frühsommer 2018 folgten.

 

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