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Dialog für bessere Wege in der Landwirtschaft

Ruderting, den 19. 06. 2018

Dialog für bessere Wege in der Landwirtschaft PNP-Bericht vom 19.06.2018

KLB will keine „Schwarz-Weiß-Debatte über gute Ökobauern und schlechte Konventionelle“

 

Theresia Wildfeuer Passau. Zum Dialog für bessere Wege in der Landwirtschaft ruft der AK Landwirtschaft der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) auf. Er tritt für eine Agrarwende ein, wendet sich gegen Agrarfabriken, Weltmarktorientierung und den Preisdruck in der Landwirtschaft, gegen das „Ausblenden“ von Artensterben oder Nitratbelastung. In einem Gespräch zeigten AK-Vertreter ihre Positionen auf. Anlass ist die Reaktion auf die Teilnahme von Mitgliedern des AK an der „Wir haben es satt“-Demonstration im Januar.

„Wir haben zum Beispiel satt“, dass es in der Landwirtschaft, vor allem in der Tierhaltung eine immer weiter gehende Konzentration gibt, wie die geplante Erweiterung der Legehennenanlage in Dorfbach zeige, betont Arbeitskreisleiter Alfred Hainthaler. Er sei gegen die Weltmarktorientierung, die zu immer größerem Preisdruck führe, und wende sich gegen die Ausblendung der „Risiken und Nebenwirkungen unserer Landbewirtschaftung“, die zu Artensterben, Nitratproblemen und ethisch fragwürdiger Tierhaltung führe. „Wir wollen keine Schwarz-Weiß-Diskussion nach dem Motto, da die guten Ökobauern, dort die schlechten konventionellen Bauern, sondern einen offenen Dialog um bessere Wege in der Landwirtschaft“, stellt er klar. Dazu habe der AK die Demonstration als demokratisches Mittel gesehen. Der AK habe aber auch mit Robert Schnellhammer, Leiter am Amt för Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), ein Gespräch geführt, der die Demo öffentlich kritisiert hatte. Diese sei nicht gegen die Bauern gewesen, sagt Karl Tutsch. „Wir sind selbst Bauern. Es liegt uns fern.“ Anliegen des AK sei es vielmehr, Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen und an einem Strang zu ziehen, ergänzt Martin Höfler. Viele Probleme seien nicht allein durch die Landwirtschaft zu lösen. Die Bauern brauchten die Verbraucher, um die Marktmacht des Handels zu brechen. Dessen Preisdiktat habe Auswirkungen auf die Wirtschaftsweise, sagt Georg Rodler.
Die KLB trete für bessere Agrarpolitik und kleinbäuerliche Landwirtschaft ein, erläutert Kreisrat Walter Dankesreiter. Diese werde derzeit zugunsten von Agrarfabriken geopfert. Die klein strukturierte Landwirtschaft habe wertvolle Arbeitsplätze, die verloren gehen. Im Vergleich zu 1975 gebe es heute um 70 Prozent weniger Betriebe, rechnet Höfler vor. Von den verbliebenen 30 Prozent arbeiteten 44 Prozent der Landwirte im Nebenerwerb. Der AK wolle den Rückgang kleiner Höfe stoppen. Von 30 Milchkühen leben zu können, sei das Anliegen. Auch bessere Haltungsbedingungen sollten Standard werden.
Hainthaler fordert eine gezielte Förderung von kleineren Höfen, damit junge Menschen bereit sind, diese weiterzuführen. Rodler plädiert zudem für eine Obergrenze bei EU-Zahlungen. Immer billiger und mehr für den Weltmarkt zu produzieren mit Hilfe der Agrarchemie, sei nicht die Lösung, mahnt Tutsch. Umwelt-, Klimaschutz und Biodiversität blieben dabei auf der Strecke. Hier sei eine politische Entscheidung notwendig. Zudem müssten die Lebensmittel teurer werden. 30 Prozent davon landeten auf dem Müll. Diese Verschwendung sei nicht tragbar. Hier sei man sich mit dem Bauernverband einig. Hohe Preise zögen aber mehr Produktion nach sich, warnt Hainthaler. Solidarität untereinander sei gefragt.
Mehr Wertschöpfung in die Landwirtschaft zu bringen, sei Ziel des AK, sagt Hainthaler. Umfragen zeigten, dass die Verbraucher bereit sind, für nachhaltig erzeugte Lebensmittel tiefer in die Tasche zu greifen, zeigt KLB-Kreischef Johannes Schmidt auf. Nach dem Aus für Käfighaltung in Deutschland seien die Eierpreise auskömmlich und Legehennenfabriken nicht nötig, findet Rodler. Auch bei der Fleischerzeugung sollten Strohhaltung und „weniger Masse“ honoriert werden, damit auch Bauern an der Einkommensentwicklung teilhaben, so Hainthaler. Dies sei bislang nur durch Wachstum möglich. Doch dieses habe Grenzen in Boden und Luft. Tutsch appelliert an die Bauern, auf intensive Mast zu verzichten und bereit zur Umstellung zu sein.

Der AK schlägt vor, ein einheitliches staatliches Qualitätssiegel einzuführen, das den Konsumenten ehrliche Informationen über Produktion und Haltung gibt, und soziale Mindeststandards für Importe zu setzen. Hainthaler sieht die Exportorientierung kritisch. Mit dieser werde der Welthunger nicht abgeschafft, moniert Schmidt. Überschüsse der EU-Landwirtschaft würden in den armen Ländern „unterm Preis verramscht“ und die Märkte für die heimischen Kleinbauern dort zerstört.
Um die Risiken für die Umwelt zu mindern, tritt der AK für EU-weite Abgaben auf Pflanzenschutzmittel, ein Verbot von Glyphosat und Neonikotinoiden sowie den Verzicht auf Reserve-Antibiotika in Ställen ein. Resistenzen machten ein Umdenken und Zurück zur vielfältigen Fruchtfolge notwendig. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln habe sich seit 1994 verdoppelt, weiß Höfler. „Mehr Ökologisierung“ lautet sein Credo, um Insekten wieder mehr Lebensraum zu geben.

„Sprecht mit uns, nicht über uns“, darüber, „wie wir eine Wirtschaft und Landwirtschaft hinterlassen können, mit der die kommende und Enkelgeneration weiter machen kann“, fordert die KLB ihre Kritiker auf. „Ein Weiterso geht nicht“, ist sich der AK einig. Er wünsche sich von Bauernverband und CSU, klar gegen die Agrarindustrie Stellung zu beziehen, sagt Biobauer Dankesreiter. Das sei auch Ziel der Demo gewesen.

 

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