Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild

Ruderting will ein Einrichtung für Senioren

Ruderting, den 01. 03. 2019

Ruderting will eine Einrichtung für Senioren

Arbeitskreis Zukunft nimmt Arbeit am „Marktplatz der Generationen“ auf – Online-Netzwerk soll dabei helfen

 

Sabine Kain. Zwei Gemeinden im Landkreis Passau haben den Zuschlag für das Projekt „Marktplatz der Generationen“ bekommen. Neben Fürstenstein ist das Ruderting, wo sich am Dienstagabend über 20 interessierte Bürger und Vereinsvertreter im Rathaus einfanden, um das auf zwei Jahre ausgelegte Projekt im Rahmen des Arbeitskreises Zukunft in Angriff zu nehmen.

Der „Marktplatz der Generationen“ wird von einem Projektbetreuer begleitet und soll für die Kommunen einen Rahmen schaffen, in dem sie individuelle Strategien für den demographischen Wandel entwickeln können. Die Projektbetreuung in Ruderting übernimmt Gero Wieschollek, der sich und den „Marktplatz“ am Dienstag vorstellte. Das Projekt ist eine Initiative des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales und wird zu 100 Prozent gefördert. Die örtlichen Akteure können fünf Handlungsfelder ihren Bedürfnissen entsprechend bearbeiten: Markt (u.a. Nahversorgung), Dienstleistung und Mobilität (u.a. Mobilität von Senioren, Barrierefreiheit), gesellschaftliche Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement (u.a. Kultur- und Freizeitangebote, Ehrenamt), Gesundheit und Pflege (u.a. medizinische Versorgung vor Ort sichern) sowie selbstbestimmtes Wohnen und neue Wohnformen (u.a. betreutes Wohnen).

Vor allem das zuletzt genannte Handlungsfeld fand in der Runde sofort Anklang. So fand nicht nur Bürgermeister Rudolf Müller, dass Ruderting ein Seniorenheim oder ein betreutes Wohnen fehle, so dass die Bürger auch im Alter in ihrer Heimatgemeinde bleiben können. „Eine Tagespflege wäre wichtig“, lautete ein Einwurf aus der Runde. Das der Bedarf steigt, bestätigte Dr. Thomas Hartmann, der zusammen mit dem IT-Experten Sascha Landowski als Referent zur Sitzung kam. In der Uckermark habe bereits jeder zehnte Mensch eine Pflegestufe. In rund zehn Jahren werde das voraussichtlich auch für die Region Passau gelten.

Eine Einrichtung für Senioren in Ruderting hatte auch Rudolf Ziegler auf seiner Prioritätenliste, außerdem plädierte er für zusätzliche Parkplätze und eine Gewerbefläche in der Ortsmitte. Der Bürgermeister notierte mit, merkte aber an, dass Grundstücke innerorts schwer zu bekommen seien. Die Gemeinde habe sich inzwischen aber ein Vorkaufsrecht auf ein Grundstück gesichert.

Apotheker Albert Bonell würde seinen Kunden gern zusätzliche Serviceleistungen anbieten, zum Beispiel einen Lieferdienst. Doch um einen Fahrer einzustellen, sei die Nachfrage zu gering. Bonells Hoffnung: Wenn sich mehrere Dienstleister im Ort zusammentun, könnte man einen gemeinsamen Fahrer einstellen.

Hier konnte Sascha Landowski einhaken. Der Potsdamer IT-Spezialist stellte sein Konzept für ein digitales soziales Netzwerk vor. Die Idee hinter „Pengueen“ ist, existierende soziale Kontakte in einem digitalen Netzwerk darzustellen, so dass diese Kontakte im Bedarfsfall eigenständig interagieren können. Die Wirkweise erklärte er an einem Beispiel: Er ist auf Pengueen unter anderem vernetzt mit seiner Katzensitterin und seinem Versicherungsexperten. Im Fall eines Unfalls, kann sein Versicherungsexperte so Kontakt zur Katzensitterin aufnehmen, um an die Versicherungspapiere in der Wohnung zu kommen. Der Clou: Pengueen gibt keine persönlichen Daten preis, auch Klarnamen sind nicht erforderlich. Landowskis Zielgruppe sind vor allem frisch gebackene Eltern und pflegende Angehörige, die so die Versorgung ihrer Lieben auf zusätzliche Beine stellen.

Auf der Suche nach einer Pilotkommune, die sich vorstellen kann sein Programm anzuwenden, wurde Landowski in Ruderting fündig. Der Bürgermeister nutzt Pengueen bereits, um den Gemeinderäten zum Beispiel die Sitzungsprotokolle zugänglich zu machen. Nun soll sich zeigen, inwieweit die Software, die nach einem Baukastenprinzip bedarfsgerecht angepasst werden kann, auch beim „Marktplatz der Generationen“ hilfreiche Dienste leisten kann. Auf Bonells Apotheken-Lieferservice bezogen regte Landowski an, über das Netzwerk einen Pool an freiwilligen Fahrern zu generieren, die zum Beispiel auf dem Heimweg Medikamente zustellen könnten. So machen es derzeit die Apotheken-Mitarbeiter, stoßen aber an ihre Grenzen.

Pfarrer Markus Krell hatte Bedenken, ob Pengueen in der Gemeinde ein sinnvolles Werkzeug ist: „Ich sehe den Datenschutz als Hürde.“ Landowski versicherte, das Thema sehr ernst zu nehmen. So beschäftige seine Firma zwei Fachanwälte, die auf die Einhaltung aller Bestimmungen achten. Zudem habe eine Prüfung durch den Datenschutzbeauftragten Brandenburgs keine Beanstandungen ergeben. „Der Nutzer ist immer Herr seiner Daten“, fasste der IT-Fachmann zusammen. Der Pfarrer blieb skeptisch.

Bürgermeister Rudolf Müller hofft indes, mit Pengueen das nötige Netzwerk für die Arbeit am „Marktplatz der Generationen“ aufbauen zu können. Um weitere Anregungen zu sammeln und Arbeitsschwerpunkte zu identifizieren, bot Projektbetreuer Gero Wieschollek an, einen Perspektiv-Workshop abzuhalten.

Für ein Anliegen bemühte Apotheker Albert Bonell in der Sitzung den kurzen Dienstweg: Er möchte – der Idee einer Kollegin folgend – ein Schaufenster zur Verfügung stellen, damit Vereine darin für sich werben können. Wer Interesse hat, könne sich bei ihm melden.

 

Bild zur Meldung: Ruderting will ein Einrichtung für Senioren