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Wir sind noch glimpflich davongekommen

Ruderting, den 18. 03. 2019

„Wir sind noch glimpflich davongekommen“ PNP-Bericht vom 18.03.2019

Hochwasser der Ilz trifft vor allem Kalteneck und Fischhaus – Rund 200 Einsatzkräfte verhindern Schlimmeres

 

Sabine Kain Hutthurm/Ruderting. Schneeschmelze und anhaltender Regen haben am Samstag die Ilz rasant steigen lassen und forderten damit die Feuerwehren im nördlichen Landkreis Passau, insbesondere in Hutthurm und in Ruderting. Die ersten Einsatzkräfte rückten bereits mitten in der Nacht aus, um gegen das Hochwasser anzugehen. Am Samstagmittag begann sich die Lage zu entspannen, am späten Abend war der Pegel bei Kalteneck, der um 11 Uhr bei 4,26 Meter seinen Höchststand erreicht hatte, wieder unter drei Meter gefallen.

Kreisbrandrat Josef Ascher überwachte die Einsatzlage am Samstag in der Kreiseinsatzzentrale am Landratsamt. Vor allem entlang der Ilz waren seine Leute gefordert, dazu gab es noch kleinere Einsätze, zum Beispiel voll gelaufene Keller, wie Ascher berichtet. Laut Aussage von Kreisbrandinspektor Alois Fischl mussten in Unterilzmühle (Gemeinde Salzweg) zwei Häuser geräumt werden. Rund 200 Feuerwehrkräfte waren laut Fischl und Ascher am Samstag im nördlichen Landkreis im Einsatz.

 

Wolfsteiner Ohe spült Fußgängerbrücke weg

 

„Wir sind im Großen und Ganzen noch glimpflich davongekommen“, resümierte der Kreisbrandrat am frühen Samstagnachmittag. „Wir hatten Glück, dass der Regen am Vormittag nachließ und die Prognose des Pegels unterschritten wurde.“ Gegen Mittag war der Scheitelpunkt des Ilz-Hochwassers erreicht. Der Einsatz für die Feuerwehren im Landkreis endete damit aber nicht: Mit dem sinkenden Pegel begannen für die Helfer die Aufräumarbeiten. Ascher ging davon aus, dass einige Helfer den ganzen Tag im Einsatz bleiben würden und Restarbeiten auch am Sonntag noch anfallen würden.

Der erste Ort im Landkreis, den das Hochwasser traf, war Kalteneck im Markt Hutthurm. „Das ging so schnell“, berichtete Bürgermeister Hermann Baumann am frühen Samstagnachmittag. Da war der Pegel der Ilz schon wieder unter vier Meter gefallen. Der kleine Fluss, der in Kalteneck oft nicht mal einen Meter Wasser führt, war seit Freitagabend von unter zwei Metern rapide gestiegen und erreichte am Samstag um 11 Uhr einen Stand von 4,26 Meter – ein Wert knapp unter einem hundertjährlichen Hochwasser.

Hauptbetroffener der ausufernden Ilz in Kalteneck war eine Bilderrahmenfabrik. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften war im Einsatz – und erfolgreich, wie Landrat Franz Meyer später berichtete. Durch die Räumung des Lagers habe ein erheblicher Schaden verhindert werden können. Auch Hermann Baumann lobt die Helfer: „Die Feuerwehrleute haben sehr gut gearbeitet und konnten das Gröbste verhindern.“ Dankbar ist der Bürgermeister auch seinem Bauhof-Team, das seit 7 Uhr unterwegs war, unter anderem, um die Kläranlage zu sichern. „Hier war die Situation schon kritisch“, sagt Baumann, der mittags aber Entwarnung geben konnte. Der Hutthurmer Bauhof musste außerdem die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Fischhaus und Straßkirchen sperren, wie der Bürgermeister berichtete. Bei Aumühle soll das Hochwasser der Wolfsteiner Ohe eine Fußgängerbrücke des Ilztalwanderwegs weggespült haben, wie Baumann Samstagmittag erzählte.

Als Konsequenz aus dem Hochwasser in Kalteneck wollen Bürgermeister Hermann Baumann und Landrat Franz Meyer über einen zusätzlichen Hochwasserschutz im Bereich der Bilderrahmenfabrik sprechen, wie beide der PNP bestätigten.

Die ersten Helfer der Rudertinger Feuerwehr um Kommandant Simon Poschinger rückten am Samstag bereits um 1.15 Uhr nachts nach Fischhaus aus. In dem Rudertinger Ortsteil schwoll die Ilz in den Morgenstunden schnell an, zeitweise um 20 Zentimeter pro Stunde. Erst kurz vor 4,30 Meter habe der Pegel langsam zu sinken begonnen, berichtete Bürgermeister Rudolf Müller Samstagmittag.

Müller war am Samstagvormittag unter anderem nach Fischhaus geeilt, weil er um den Zustand der gemeindlichen Kläranlage fürchtete, die an der Ilz liegt. Der neu gebaute Filtratwasserspeicher hätte durch ein extremes Hochwasser Schaden nehmen können. Die Einsatzkräfte gaben jedoch Entwarnung für die Kläranlage.

Bis zu 34 Einsatzkräfte waren zwischenzeitlich in Fischhaus vor Ort, neben der Rudertinger Wehr halfen auch die Kameraden aus Neukirchen vorm Wald und Kirchberg vorm Wald. Etwa ein Dutzend teils schwere Chiemseepumpen kamen in Fischhaus zum Einsatz. Dennoch waren laut Kommandant Poschinger sieben Anwesen vom Hochwasser schwerer betroffen. Das Sägewerk an der Ilz wurde mit Sandsäcken und Baumstämmen vom Fluss abgeschirmt; der Firma blieb dank der Einsatzkräfte und des Einsatzes leistungsstarker Pumpen ein schwerer Schaden erspart.

 

Landrat will zweite Sandsack-Abfüllung


Die benötigten Sandsäcke wurden aus der zentralen Abfülleinrichtung in Tiefenbach angeliefert. Für die reibungslose Zusammenarbeit sprach Landrat Franz Meyer den Helfern ein großes Lob aus. Er machte sich persönlich in Kalteneck und in Fischhaus ein Bild der Lage, zusammen mit Kreisbrandinspektor Alois Fischl, der feststellte: „Die Materialnachrüstung der letzten Jahre hat sich heute bewährt.“ Vor allem die schweren Schmutzwasserpumpen hätten am Samstag im Landkreis wertvolle Dienste geleistet.

Als der Pegel allmählich sank, blieb in der Einsatzzentrale in Fischhaus Zeit für erste Analysen. Die Führungskräfte der Feuerwehr meldeten bei Rudertings Bürgermeister Bedarf für eine große Chiemseepumpe an. Müller sicherte spontan zu, die Anschaffung für seine Wehr zu prüfen. Landrat Meyer will ebenfalls weiter in die Anlagen der Landkreis-Wehren investieren: Neben Tiefenbach solle auch im südlichen Landkreis, im Raum Pocking/ Ruhstorf, eine Abfülleinrichtung für Sandsäcke eingerichtet werden, sagte er.

Ein Video vom Hochwasser in Fischhaus finden Sie unter www.pnp.de/video.

 

Bild zur Meldung: Wir sind noch glimpflich davongekommen