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Sie stehen für die Arbeitnehmer

Ruderting, den 13. 06. 2019

Sie stehen für die Arbeitnehmer     PNP-Bericht vom 13.06.2019

IG BAU ehrt Jubilare und feiert 150-jähriges Bestehen – Viele Errungenschaften erzielt

 

Theresia Wildfeuer. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) Niederbayern hat im Gasthaus Öller in Schalding links der Donau ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert und dabei elf langjährige Mitglieder für ihre Treue mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet. Sie würdigte besonders Alois Hartenberger aus Fürstenstein, der der Gewerkschaft seit 65 Jahren angehört.

Insgesamt 35 Gewerkschafter aus dem Kreisverband Passau mit genau 1545 Gewerkschaftsjahren würden heuer Jubiläum feiern, sagte Kreisverbandsvorsitzender Manfred Himpsl. Elf Jubilare mit insgesamt 515 Gewerkschaftsjahren könnten ihre Ehrung entgegennehmen. Sie unterstützten die Gewerkschaft viele Jahre als Betriebsrat, im Vorstand der Gewerkschaft oder als Mitglied. Dafür gebühre ihnen großer Dank.

Auch David Tabach, Vorsitzender des DGB-Stadt- und Kreisverbands Passau, Vorstandsmitglied der IG BAU und Jubilar, hob die Loyalität und das Engagement der Teilnehmer, ihren Einsatz für die Interessen der Arbeitnehmer als Betriebs- oder Personalrat und in der IG BAU hervor. Dies sei für sie nicht immer einfach gewesen. Dafür seien Mut, Stärke und Fingerspitzengefühl notwendig. Sie lebten Solidarität vor, was in einer Welt, in der sich oft jede und jeder selbst die und der Nächste ist, fehle.

Festrednerin Heike Stoffels, stellvertretende Regionalleiterin in Bayern, beglückwünschte die Jubilare ebenfalls zu ihrer 65, 60, 50, 40 und 25 Jahre währenden Treue zur IG BAU. Dies zeige, dass es immer noch wichtig ist, eine Gewerkschaft zu haben. Sie zollte ihnen Anerkennung. Die Jubilare trugen bei, dass die Gewerkschaft so lange Bestand hat.

„150 Jahre IG BAU ist viel und hat etwas Erhebendes“, sagte Stoffels. Die IG BAU habe eine wechselvolle Geschichte. Sie sei anfangs eine reine Baugewerkschaft gewesen. Schon 1869 habe sich der Allgemeine Deutsche Maurerverein gegründet.

Damals habe es Menschen gegeben, die sagten, es sei wichtig, auch am Bau eine Gewerkschaft zu haben. Es seien weitere Branchen hinzugekommen, die sich dann nach Kriegsende 1949 zur IG Bau-Steine-Erden zusammenschlossen. 1996 habe diese mit der GGLF (Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft) fusioniert. Weitere Berufsgruppen schlossen sich an, etwa die Gebäudereinigungskräfte, die ebenfalls fanden, es sei an der Zeit, eine Gewerkschaft zu haben, die für sie einsteht. So habe sich die IG BAU entwickelt. Sie sei stolz darauf, einer so alten Gewerkschaft anzugehören.

Zu den aktuellen Tarifverhandlungen sagte Stoffels, dass die IG BAU plane, den Rahmentarifvertrag der Ziegelindustrie zu ändern. Die 30 Jahre alte Vereinbarung sei an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Im Baugewerbe gebe es einen neuen Mindestlohn und für die Beschäftigten der Gebäudereinigung gehe man in die Tarifauseinandersetzungen. Hierbei gehe es um einen neuen Rahmentarifvertrag, zum Beispiel um mehr Urlaub, Aufstiegsmöglichkeiten und Mehrarbeitszuschläge, vor allem um Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte. Diese würden oft 30 statt der vereinbarten 20 Stunden arbeiten, erhielten aber keine Mehrstunden honoriert. Dies sei nicht rechtens. Es handle sich oft um Einzelarbeitskräfte. Wichtig sei, mit ihnen zu reden. Über die Gewerkschaft zu reden sei A und O. Nur dann gebe es Veränderungen. Es werde immer schwieriger mit sozialen Anliegen zu punkten. Dies zeige die Europawahl. Der IG BAU gehe es um Veränderungen bei den Arbeitsbedingungen, um gute Arbeit und faire Löhne.

Bereits vor 60 Jahren, 1959, habe es einen Fachkräftemangel gegeben. Im Gegensatz zu heute profitierten Arbeiter damals davon und erhielten höhere Löhne. Dennoch gab es Arbeitslose. Viele profitierten von der Änderung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes. Fristlose Kündigung wegen schlechter Witterung wurden verboten. Das Schlechtwettergeld betrug bis zu 57 Prozent des Lohns. Es habe mehr Kindergeld, mehr Lohn und 44-Stunden-Woche sowie erste Zahlungen der Zusatzversorgungskasse gegeben, eine wichtige Errungenschaft am Bau, die heute angegriffen werde, sagte Stoffels. Lohnausfälle im Winter seien durch bezahlten Sonderurlaub kompensiert worden. Vor 50 Jahren seien das Arbeitsförderungsgesetz und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Kraft getreten. Mitbestimmung sei die zentrale Forderung am 1. Mai gewesen. Am Bau habe man 6,5 Prozent mehr Lohn, die 40-Stunden-Woche und drei zusätzliche Urlaubstage erreicht. Vor 40 Jahren habe die Baugewerkschaft mit 50 000 Neueintritten und insgesamt 520 000 Mitgliedern ihren Höchststand verzeichnet. Der Gesamttariflohn stieg auf 12,26 Mark. Menschenwürdige Bedingungen auf Baustellen und weniger Bürokratie seien zentrale Forderungen gewesen. Vor 25 Jahren wurde die Pflegeversicherung eingeführt. Gleichberechtigung und Chancengleichheit seien Anliegen gewesen. Die geplante Kürzung des Schlechtwettergelds habe Hunderttausende auf die Straße getrieben, so dass sie verschoben wurde. Bauarbeiter und Dachdecker erhielten ein Lohnplus, Förster mehr Urlaub und geringfügig Beschäftigte Anspruch auf Lohnfortzahlung bei Krankheit.

Stoffels und Himpsl ehrten Alois Hartenberger aus Fürstenstein für 65 Jahre Treue sowie Josef Dietrich aus Fürstenstein und Fritz Hartl aus Breitenberg für 60 Jahre Unterstützung. Sie zeichneten für 50 Jahre Zugehörigkeit Konrad Dichtl aus Fürstenstein, Martin Brein aus Tiefenbach, Max Holler aus Arnstorf und Josef Gotzler aus Fürstenzell aus. Für 40 Jahre Engagement nahmen Georg Thaler aus Tittling und Otto Reitberger aus Ruderting die Würdigung entgegen. Christian Hager aus Reichersberg und David Tabach aus Passau erhielten Urkunde und Ehrennadel für 25 Jahre Einsatz für die Interessen der Arbeitnehmer.

 

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