Der Traum von der Autarkie

Der Traum von der Autarkie PNP-Bericht vom 18.07.2017

„Tag des offenen Stromspeichers“: Besichtigung einer PV-Anlage mit Stromspeicher in Sittenberg

Gut 50 Besucher informierten sich im Rahmen des vom Verein „Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DGS“ veranstalteten „Tags des offenen Stromspeichers“ in Sittenberg über die von Erich und Diana Käser auf ihrem Anwesen installierte Photovoltaikanlage mit Stromspeicher.
Die Interessenten kamen aus den unterschiedlichsten Kreisen: Normalbürger, Photovoltaikbesitzer, Technikbegeisterte, Kapitalanleger, Klimaschützer und Autarkiefreunde diskutierten über Wirtschaftlichkeit, Rendite oder Nutzen und Sinn dieser Anlage. Zu besichtigen war ein Prohybrid-Speicher, bestehend aus einer Lithiumeisenphosphat-Batterie. Mit einigen Messgeräten und seinem Laptop demonstrierte Erich Käser anschaulich den Stromverbrauch von Geräten und die Reaktion der Anlage. Trotz der vorgezeigten Verlustleistung des Stromspeichers von täglich vier Kilowattstunden waren sich die Besucher darin einig, dass sich der Speicherbetrieb immer mehr in den privaten Haushalten durchsetzen wird. Zukünftig wird die Eigenstromerzeugung weniger renditeorientiert gesehen, sondern vielmehr als Sicherheit und vielleicht auch als Statussymbol.

Überzeugt hat die Besucher die fast vollständige Autarkie des landwirtschaftlichen Anwesens, welche seit dem Frühjahr zu mehr als 95 Prozent erreicht wird. 45 Tage ohne Netzbezug beweisen, dass diese Technik für Unabhängigkeit mittlerweile ausgereift und praxistauglich ist.
Fragt man Erich Käser danach, was ihn bewogen hat, die Anlage mit dem Stromspeicher zu bauen, so antwortet er: Er suchte eine Möglichkeit, vom Kohle- und Atomstrom wegzukommen, er wolle unabhängig sein von den Stromkonzernen und letztlich gehe es ihm auch um Sicherheit bei einem Netzausfall. Mit dem Mittun beim „Tag des Offenen Stromspeichers“ wollte er Informationen zur Speichertechnik weitergeben und eine praxistaugliche Speicheranlage vorzeigen. Sehr angetan war er vom Fachwissen und die sachlichen Diskussionen und Fachsimpeleien.
Diplomingenieur Josef Pauli, Mitinitiator des BürgerEnergie-Stammtischs Sittenberg, hob den großen Eigenversorgungsgrad und die hohe Versorgungssicherheit des umgesetzten Energiekonzepts hervor. Ganz toll fand er, dass Erich Käser ein umfassendes Zahlenwerk aufbereitet hatte, wodurch eine verständliche Dokumentation vorliege. Er sieht auch ein Problem durch den aktiven Internetanschluss des Speichers zur Fernwartung und Datenübermittlung. So bestehe eine Möglichkeit der Anlagenbeeinflussung von außen, was die Netzsicherheit verschlechtere. Hier müssten von der Bundesnetzagentur umgehend die Einhaltung der IT-Sicherheitskriterien eingefordert werden. Trotz dieser Einschränkung sieht er bei Familie Käser die Energiewende im Bereich Stromversorgung umgesetzt und die Anlage als Mut-Machprojekt zur Nachahmung.
Rudertings Bürgermeister Rudolf Müller bezeichnete den „Tag des Offenen Strospeichers“ als eine gelungene Veranstaltung. Ihn erfreue die hohe Besucherzahl. Er zeigte sich positiv überrascht, dass mit Hilfe einer PV-Anlage und eines auf den Strombedarf abgestimmten Stromspeichers im Sommer bereits eine nahezu hundertprozentige Eigenversorgung möglich ist. So trägt er sich nun selbst mit dem Gedanken, seine Anlage mit einem Stromspeicher zu optimieren. Abschließend stellte Erich Käser in Aussicht, dass es auch 2018 einen „Tag des offenen Stromspeichers“ geben könnte. js