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Münchner Studenten sammeln Ideen

Ruderting, den 25. 04. 2018

Münchner Studenten sammeln Ideen PNP-Bericht vom 25.04.2018

Auftaktveranstaltung der TU-Projekte der ILE-Gemeinden für attraktive Ortskerne und Siedlungen

 

Theresia Wildfeuer Salzweg. Neugestaltung des Rathausumfelds und der Ortsmitte in Salzweg, Impulse für die Lohwald-Siedlung in Ruderting, Weiterentwicklung des einstigen Badeweihers in Neukirchen vorm Wald, des Schlossbergs mit dem „Hohen Stein“ und des Pfarrgartens in Fürstenstein sowie der Ortsmitte im Umfeld des „Aichaer Hofs“ in Aicha vorm Wald: Dazu sammeln Studierende des Lehrstuhls für Bodenordnung und Landentwicklung der TU München Ideen. Die Auftaktveranstaltung der fünf ILE „Passauer Oberland“-Gemeinden mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) lief im Pfarrheim Salzweg.
Ziel des Vorhabens sei, Vorschläge zu erarbeiten, um die Ortskerne zu verbessern, sagte der Salzweger Bürgermeister Josef Putz, Vorsitzender des Handlungsfelds „Ortsentwicklung“ der ILE „Passauer Oberland“ vor seinen Kollegen Stephan Gawlik aus Fürstenstein, Rudolf Müller aus Ruderting, Georg Steinhofer aus Neukirchen vorm Wald und Georg Hatzesberger aus Aicha vorm Wald, ILE-Koordinatorin Gabriele Bergmann, Anna Schopf und Claudia Bosse von der TU München und Nina Kielbrei vom Amt für Ländliche Entwicklung sowie 23 angehenden Umweltplanern, Geographen und Geodäten (Vermessungsingenieure). Die Studenten könnten unvoreingenommen über die Projekte schauen. Die fünf Gemeinden hätten alle die gleichen Probleme. Sie seien in einer wunderbaren Gegend. Es gebe Tourismus, viel Verkehr, auch Leerstände, die es wieder zu beleben gelte. Die Bürger sollten sich in ihrer Heimat wohlfühlen und junge Leute zurückkehren. Dies bewege die Bürgermeister und treibe sie an. Putz freute sich auf die Zusammenarbeit mit motivierten jungen Menschen.
Es gehe beim Handlungsfeld „Innenentwicklung“ um ganz unterschiedliche Aufgaben, sagte Stephan Gawlik, Sprecher der elf Gemeinden der ILE „Passauer Oberland“. Zum einen solle wie in Ruderting eine Siedlung aus den 60er Jahren reaktiviert, zum anderen brach liegende Ortsteile und Aufenthaltsbereiche wie in Fürstenstein attraktiv gestaltet werden. Man wolle sich frische Ideen von außen holen, um nicht betriebsblind zu werden. In Neukirchen vorm Wald habe es bereits ein Studentenprojekt zur Ortskernsanierung gegeben, das erfolgreich war und in Projektmaßnahmen mündete. Dies sei Wunsch der ILE, in der elf Gemeinden kooperierten, um sich gegenseitig zu befruchten.
Nina Kielbrei vom Amt für Ländliche Entwicklung zeigte die Herausforderung der ländlichen Räume auf, die demographische Entwicklung, die Veränderung der Landwirtschaft oder die Infrastruktur, die immer mehr Kosten verursache. Um dies zu bewältigen, gründeten sich interkommunale Allianzen. Der ILE-Verbund ermögliche, Kosten zu sparen. Kernstück sei das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK). Die Gemeinden bekämen bei der Umsetzung gemeinsamer Vorhaben Unterstützung und Fördergeld in Höhe von 75 Prozent.
23 Studenten aus drei Fachbereichen würden die sieben Themen der fünf Kommunen bearbeiten, sagte Anna Schopf von der TU München. Sie betrachteten die Stärken und Schwächen der Ortsmitte in Aicha und wie diese nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten ist. In Fürstenstein gehe es um die Verbesserung von Freiräumen, wie den „Hohen Stein“ am Schlossberg und den Pfarrgarten, die von Gemeinde und Tourismus kaum genutzt würden. In Neukirchen vorm Wald befassten sich die Studenten mit der Reaktivierung des ehemaligen Badeweihergeländes und in Ruderting mit der nachhaltigen Planung der Lohwaldsiedlung aus den 60er Jahren. Dies sei für alle Gemeinden interessant. In Salzweg stehe die Neunutzung des Areals des Bauhofs an, der auszieht, des einstigen H+L-Supermarkts und die Gestaltung der Kirchenwiese.
Die fünf Bürgermeister präsentierten ihre Gemeinden und erläuterten ihre Projekte. Die Lohwaldsiedlung in Ruderting sei „überaltert“, sagte Rudolf Müller. Hier gebe es meist kleine Häuser auf großen Grundstücken, deren Pflege den oft alleinstehenden älteren Menschen Probleme bereitet. Auch lange Gehwege existierten. Der Bebauungsplan mit überholten Vorschriften sei zu erneuern, um neue Impulse für junge Leute zu setzen, damit diese in eine alte Siedlung ziehen und nicht in ein neues Baugebiet am Ortsrand.
In Aicha vorm Wald stehe die Ortsentwicklung an, sagte Georg Hatzesberger. An der Hauptstraße, die durch den Ortskern führt, seien sämtliche Geschäfte und Arztpraxen geballt vertreten. Viele Jahre sei hier nichts gemacht worden. Nun erhoffe man sich Anregungen für die Ortsmitte, die Ortskerngestaltung im Zuge der Städtebauförderung. Ziel sei die Verschönerung des Umfelds des „Aichaer Hofs“, dessen Gaststätte noch in Betrieb ist, mit Bushaltestelle und Weg zum Sportplatz, so Geschäftsleiter Andreas Gastinger.
Georg Steinhofer schilderte, dass der Badeweiher 2008 aus haftungsrechtlichen Gründen gesperrt wurde, da ohne Badeaufsicht und Wasseraufbereitungsanlage der Betrieb nicht mehr möglich gewesen sei. Derzeit werde er als Regenrückhaltebecken genutzt. Er wünschte sich Vorschläge für eine neue Nutzung, zum Beispiel als Generationenpark. Früher habe es auch einen Trimmdichpfad hier gegeben, der durch die B 85 abgeschnitten wurde. Ein Anliegen sei auch die Zukunft des ehemaligen Raiffeisengeländes im Zentrum.
Während es früher viel Leben am Fürstensteiner Berg, dem historischen Ortskern gab, sei es dort heute ruhig geworden, erzählte Stephan Gawlik. Der „Fürstensteiner Keller“ unten prosperiere dagegen. Es habe am Berg keine Erweiterungsmöglichkeit für Schule, Kindergarten, Sportplatz und Baugebiete gegeben. Das Schloss befinde sich seit 2007 in Privatbesitz und sei meist ungenutzt. Man wolle wieder mehr Leben auf den Berg bringen, auf dem sich noch Kirche und Pfarrheim mit dem Pfarrgarten befinden, sowie den „Hohen Stein“, ein Geotop mit bizarrer Felslandschaft, in Wert setzen. Dies seien zwei Schätze im historischen Ortskern, die neu entdeckt werden sollen.
Josef Putz informierte über den ISEK-Prozess in Salzweg, um die nach dem Bau des Einkaufszentrums am Ortsrand in Jägeröd versäumte Innenentwicklung voranzubringen und die dort entstandenen Leerstände zu nutzen. Dazu zähle das leer stehende ehemalige H+L-Gebäude. Von den Studenten erhoffe er sich auch Gedanken zur Nutzung des Bauhofareals nach dem Auszug des Bauhofs sowie der Kirchenwiese. Als Motivationsspritze solle es einen Wettbewerb geben.
Die Studenten stellten viele Fragen. Sie wollten wissen, ob die Gemeinden wirklich kooperieren oder auf den eigenen Vorteil aus seien. Die Allianz sei freiwillig und bringe auch etwas, sagte Müller, etwa Kostenersparnis beim Streusalzeinkauf, bei gemeinsamen Asphaltierungen, Stromausschreibung oder Klärschlammentsorgung. Zweck sei vor allem der Erfahrungsaustausch, sagte Gabriele Bergmann. Es beteiligten sich nicht immer alle Gemeinden an den Projekten. Die jungen Leute erkundigen sich auch nach Fördertöpfen. Nicht alles sei schön, sagte Bürgermeister Steinhofer. Er kritisierte, dass die Staatsregierung Gelder für das Kernwegenetz versprochen aber nicht zur Verfügung gestellt habe. Der ILE-Prozess sei auch eine Frage der Zeit. Auf die Kommunen kämen täglich neue Anforderungen zu. Kleine Gemeinden seien bereits an ihrer Grenze angelangt.
Anschließend besichtigten die Studenten die Kirchenwiese in Salzweg, das Gelände des ehemaligen Supermarkts und das Bauhofareal. Die Exkursion führte weiter in die Lohwald-Siedlung nach Ruderting, zum einstigen Badeweiher in Neukirchen vorm Wald, auf den Schlossberg in Fürstenstein und in den Ortskern von Aicha vorm Wald.

 

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