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Der König hat noch Laune

Ruderting, den 07. 03. 2019

Der König hat noch Laune PNP-Bericht vom 06.03.2019

Einmal im Jahr verwandelt sich Kabarettist Peter Götz beim Hacklberger Starkbieranstich in König Ludwig II.Oliver Glombitza
 

Herrschaftlich steht er da, der König von Bayern. Die blaue Paradeuniform frisch gestärkt, die goldene, mit Rubinen besetzte Krone thront würdevoll auf dem Kopf. Das Schwert trägt seine Hoheit heute auf der Zunge. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass hier nicht der echte Ludwig II. gemeint ist – dafür wäre es auch knappe 150 Jahre zu spät. Es ist Kabarettist Peter Götz, der immer zur Starkbierzeit als „Kini“ die Passauer Prominenz das Fürchten lehrt.

Das Anwesen seiner königlichen Hoheit liegt in Ruderting. Dort ist Götz geboren, dort ging er zur Schule und dort wohnt er auch heute noch. Gerade ist die heiße Probenphase, die Zeit für ein Gespräch ist knapp bemessen. Die königliche Uniform hat er gegen dunkelblaue Jeans und ein rot-weiß-kariertes Hemd getauscht. Schließlich ist Götz im echten Leben Kaufmann − er war es zumindest bis zur Pensionierung 2006. „Ein Freund meinte, ich wäre ein Konkursbeschleuniger“, sagt er und lacht. In fünf Firmen war er für den Einkauf zuständig, davon gibt es heute keine mehr. Trotz der zwangsweisen Wechsel der Arbeitgeber bleibt er aber nie lange ohne Job: „Das Längste waren mal zwei Monate.“ In Rente ging der heute 67-Jährige aus gesundheitlichen Gründen.

Als Rentner mit reichlich Freizeit gesegnet, gibt sich Götz seiner Leidenschaft hin: „Rampensau sein.“ Beim Starkbieranstich der Brauerei Hacklberg mimt er schon seit 2011 den „Kini.“ Meist moderiert er mit bissigen Kommentaren und einer leicht nasalen Sprechweise das Geschehen auf der Bühne. Mal als „Dschungel-Kini“, mal als Günther-Jauch-Ersatz bei „Wer wird Visionär.“ Heuer sucht der König Passaus Biggest Loser. Welcher Prominente da wohl sein Fett abbekommt? „Ist eine Überraschung“, meint Götz süffisant.

Zwar schreitet Götz erst spät zur kabarettistischen Krönung, doch dem verbalen Haudrauf auf der Bühne frönt er schon immer. Mit 18 steht er bei der Jahresfeier des FC Ruderting erstmals auf der Bühne. Humoristisches Theater. 16 Jahre lang ist er dabei, „die Texte dafür hat Theo Musselmann geschrieben.“ Der mittlerweile Verstorbene unterrichtete Götz im Adalbert-Stifter-Gymnasium in Passau. Den Abschluss hat der umtriebige Bursche nie gemacht. „Ich war einfach zu faul, so was weiß man aber erst, wenn man älter ist.“ Also Kaufmannsausbildung statt Abitur.

 

In Passau der König, in Ruderting der Nikolaus

 

Doch nicht nur der Fußballverein profitiert von seinem Talent. Auch die Sportschützen nutzen seine „Rampensau“-Qualitäten. Seit 30 Jahren bringt er beim Verein ein besonderes Kabarett: als Nikolaus. Das Schießen hat er dafür aufgegeben, „Ich treff einfach nichts.“ Den Text dafür schreibt er selbst, 30 Seiten in der Regel. Beim Starkbieranstich ist das anders: „Mit der Passauer Politik kenn ich mich gar nicht gut genug aus“, sagt er. Wer die Texte da schreibt, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis.

Die Vorbereitungen für beide Auftritte beginnen in einer Hinsicht besonders früh: beim Bart. Ab August lässt er sich einen Rauschebart wachsen. Wie der Nikolaus eben. Danach wird die Haarpracht auf Ludwig-Manier zusammengestutzt, wobei auch die Ähnlichkeit zu Frank Zappa nicht zu leugnen ist.

Den „Kini“ gibt Götz schon so lange, dass sein ergrauter Bart mittlerweile schwarz gefärbt werden muss. Auch eine schwarze Perücke gehört zum Kostüm. Seine Frau Annemarie Götz weiß um den Stellenwert der Auftritte für ihren Mann: „Von Oktober bis März kann ich ihn eigentlich komplett abschreiben“, meint sie. „Es bedeutet ihm sehr viel, dann blüht er richtig in seiner Rolle auf.“ Sonst ist Götz ein häuslicher Mensch, „wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, steht schon das Essen auf dem Tisch“, erklärt die Gattin. Auch die Familie ist ihm wichtig. Götz und seine Frau haben eine Tochter und einen Sohn – auch zwei Enkeltöchter gehören zur Familie, die direkt über ihnen wohnen. Sein Sohn Mario tritt selbst als Kabarettist auf. Ganz der Vater.

Gerade ist Stress angesagt. Freitag ist Starkbieranstich – die Proben dafür laufen seit Januar. Fast wäre Götz nie gekrönt worden: Er wollte eigentlich königlicher Berater werden, doch Brauereichef Stephan Marold sah ihn bei einem Auftritt und wollte ihn unbedingt als „Kini“ sehen. So steht er beim Singspiel den Schweiger Buam vor, einer „tollen Truppe.“ Gibt es denn Parallelen zwischen Peter Götz und König Ludwig II? „Der König ist doch völlig gaga, das kann ich von mir nicht behaupten“, sagt Götz. Wo er recht hat.

 

Starkbieranstich? „Ich bin kein Biertrinker“

 

Anders als der König hat Götz eine einladende Persönlichkeit: Das „Sie“ gibt es bei ihm nicht. Rutscht es einem dann doch mal heraus, tadelt er sofort in bester „Kini“-Manier: „Wir waren doch gerade noch beim Du.“ Ein Mann, mit dem auch gern mal ein Bier getrunken werden kann. Gerade zur Starkbierzeit – sollte man meinen. Schließlich fließt auch das Hacklberger Humorator beim Auftritt in Strömen. „Ein oder zwei Maß trink ich anschließend schon, aber sonst mache ich mir nicht viel aus Bier.“ Aus Alkohol allgemein. Trotzdem gehört der Starkbieranstich zu seinen Höhepunkten im Jahr. Gern würde er damit öfter auftreten als nur an einem Wochenende. In den Anfangsjahren hatten sie es mit drei Auftritten probiert, mit mäßigem Erfolg. Die zweite Show am Samstagabend war auch nicht immer so erfolgreich wie heute. Gerade als es noch ohne Eintritt stattfand. „Da haben sie direkt vor der Bühne geschafkopft.“

Götz liebt es, die Leute zum Lachen zu bringen. „Je bleder, desto besser“, gilt für ihn beim Kabarett, jedenfalls beim feuchtfröhlichen. Lieber den Säbel als das Florett. Wie lange er beim Starkbieranstich noch auftritt, ist ungewiss. Der König selbst hat noch Laune, doch die Brauerei muss entscheiden. Ohne ihn ist es aber kaum vorstellbar – setzt er dem Singspiel doch die Krone auf.

 

Bild zur Meldung: Der König hat noch Laune